Am Ausser Brugghof im Schnalstal baut Patrick Nischler verschiedene Beeren an, verarbeitet sie und vermarktet die Produkte direkt.

Nur erste Ware kommt ins Glas

Patrick Nischler ist gelernter Gärtner. Bauer wollte er nie werden. Heute kultiviert, veredelt und vermarktet er die Beeren und Kräuter vom Ausser Brugghof in Schnals selbst. Das nötige Rüstzeug dafür bekam er in der Direktvermarkter-Akademie. Noch steht er am Anfang, Pläne hat er viele.

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Weiterbildung Roter Hahn

Der Ausser Brugghof liegt im Schnalstal, fast direkt an der Hauptstraße. An der Abzweigung weist ein Schild darauf hin, dass es am Hof Beeren zu kaufen gibt. Auch Aufstriche und Sirupe gibt es vom Ausser Brugghof. Patrick Nischler, der junge Bauer am Hof, hat sich ein eigenes Standbein mit diesen Produkten aufgebaut. Oder besser: Er ist dabei, das zu tun. Denn noch steckt er als Bauer und Direktvermarkter in den Kinderschuhen. Weil er sich von Anfang an bewusst war, dass die Direkt­vermarktung vielschichtig ist, hat er sich im Jahr 2021, noch bevor er richtig eingestiegen ist, in die Direktvermarkter-Akademie des Südtiroler Bauernbundes eingeschrieben und sie im Jahr darauf abgeschlossen. Trotzdem die Ausbildung sich zog – Corona und Lockdowns taten das Ihre dazu –, ist Nischler froh, sich dafür entschieden zu haben: „Ich wollte mich nicht blindlings in ein Abenteuer stürzen, sondern mich gut vorbereiten. Das Thema Direktvermarktung ist sehr komplex, entsprechend vielseitig und aufwändig ist die Ausbildung. Für mich war sie eine Bereicherung, ich nehme die Unterlagen oft her und beschäftige mich damit“, erklärt der junge Bauer. Er ist dankbar dafür, alles Nötige zur Verfügung gestellt zu bekommen. „So kann ich mir alles auf meine Bedürfnisse hin zuschneiden und weiß, dass ich in Ordnung bin“, erklärt Nischler. Und falls er doch noch Fragen oder Unsicherheiten haben sollte, könne er jederzeit in der Abteilung Marketing, im Bezirksbüro des Südtiroler Bauernbundes oder in der Handelskammer Bozen nachfragen, überall bekomme er die Auskunft, die er braucht, erklärt er dankbar.

Den Gärtnerberuf gelernt
Patrick Nischler ist 25 Jahre alt und ist am Ausser Brugghof als Ältestes von vier Kindern aufgewachsen. Den Hof hatte sein Großvater Alois gekauft, er war damals – in den 1970er-Jahren – in schlechtem Zustand. Es gab kein fließend Wasser, keinen Strom, keine Heizung und auch sonst keinen Komfort. Trotz einiger Rückschläge ließen sich Opa Luis (heute 87 Jahre alt) und Oma Luise (86) nicht entmutigen und bauten den Hof Schritt für Schritt auf. Der Ausser Brugghof ist historisch, das sieht man auf den ersten Blick. Nach und nach wurde er auf Vordermann gebracht, der Großvater ging auswärts arbeiten – als Maurer. Großmutter Luise war die Bäuerin. Beide leben heute noch am Hof, neben Patricks Eltern Peter und Rita, zwei Geschwistern, seiner Freundin Jana und der Großmutter mütterlicherseits. Jede und jeder hat seinen Platz auf dem Hof und seinen ­Aufgabenbereich: So kümmert sich Vater ­Peter um die Tiere, planierte in den letzten Jahren einige Wiesen, sanierte die Gebäude und modernisierte einen Teil des Maschinenparks. Mutter Rita betreibt in zwei Wohnungen Urlaub auf dem Bauernhof und hilft bei allen Arbeiten am Hof wie bei der Heuarbeit, bei der Beerenernte oder beim Abfüllen der Sirupe. Oma Luise betreut den Garten und kocht für alle, und das jeden Tag.
Eigentlich wollte Patrick nie Bauer werden, ihm fehlte die Passion für die Tiere. Sein Interesse galt immer schon den Pflanzen, deshalb hat er sich an der Fachschule Laimburg zum Gärtner ausbilden lassen, arbeitete in verschiedenen Gärtnereien und fand erst später seine neue Berufung: als er im Jahr 2019 begann, Beerensträucher zu pflanzen, und aus den Früchten Sirupe und Aufstriche herzustellen. Zunächst in kleinen Mengen für den Eigengebrauch. Daraus entstand die Idee, sich damit ein eigenes Standbein am Hof ­aufzubauen. Von Anfang an mit dabei war seine Freundin Jana. Sie arbeitet zwar Vollzeit in einem Hotel, unterstützt Patrick aber überall, wo’s braucht: bei der Ernte, beim Einkochen und Abfüllen, beim Etikettieren und nicht zuletzt beim Bespielen der Social-Media-Kanäle. Ziel der beiden ist es, die Direktvermarktung auszubauen und davon leben zu können. Im Idealfall beide.

Wenig, aber dafür wirklich gut
Dabei hat Patrick Nischler ein klares Konzept vor Augen: Sein Interesse gilt Beeren und Kräutern, daraus will er Sirupe und Fruchtaufstriche herstellen. Mehr nicht. „Ursprünglich spielte ich schon mit dem Gedanken, später vielleicht auch noch Liköre oder Ähnliches anzubieten. Dann wurde mir aber bewusst, dass es besser ist, sich auf etwas zu konzentrieren und das wirklich gut zu machen“, erklärt der junge Bauer selbstbewusst. Im Jahr 2022 hat er gemeinsam mit einem Freund eine Anlage auf rund 2000 Quadratmetern erstellt und dort Himbeeren, Johannisbeeren (Rote und Schwarze) sowie Erdbeeren und Heidelbeeren aufgepflanzt. Dazu hat er sich Rat geholt, sowohl beim Beratungsring Berglandwirtschaft BRING als auch bei der Obstversteigerung EGMA. Vor allem, was die Auswahl der richtigen Sorten angeht, denn er wollte sie sowohl frisch als auch in verarbeiteter Form an die Kunden bzw. zur Versteigerung bringen.

Nur beste Ware, auch für die Verarbeitung
Derzeit verkauft Patrick seine Beeren zu 60 Prozent frisch ab Hof, etwas geht auch an die Versteigerung. Was bleibt, verarbeitet er, allerdings kommt auch dabei nur A-Ware zum Einsatz: „Nur wenn das Ausgangs­produkt eine Topqualität hat, kann auch das veredelte Produkt top sein“, ist Nischler überzeugt. Gestartet ist er zunächst mit Holunderblütenaufstrich und -sirup. Das war im Juli 2023. Ab August bot er dann auch Erdbeeraufstrich an. Inzwischen gehören zudem Johannisbeer-Aufstrich rot und schwarz, Löwenzahnsirup, Sirup von rotem Basilikum sowie Himbeeraufstrich zum Sortiment. Vor allem Gastronomie und Hotellerie sind für Patrick Nischler gute Abnehmer, auch über den lokalen Handel kann er etwas absetzen.

„Roter Hahn“ als Kontrollinstanz
Nischler bietet am Hof auch Führungen an. Das lockt Touristen an, die neben frischen Beeren auch verarbeitete Produkte mitnehmen.  Und immer wieder versucht er sich an neuen Rezepturen und tüftelt in seiner Küche, bis ihm das Ergebnis passt. Selbstkritisch, wie der junge Direktvermarkter ist, räumt er ein: „Man selbst ist ja schnell zufrieden und gleich begeistert. Deshalb ist für mich die Verkostungskommission des Qualitätssiegels ‚Roter Hahn‘ eine gute externe Kontrolle.“ Seit seinen Anfängen ist er Mitglied der Marke. Die Anmerkungen und das Urteil der ­Fachkommission sind für ihn die ideale Basis, um sich und seine Produkte weiter­zuentwickeln.

Klare Visionen
Und wie sieht die weitere Planung aus? Patrick Nischler will zunächst seine Mengen steigern: Etwa einen halben Hektar möchte er künftig mit Beeren bepflanzen und sie sowohl frisch als auch verarbeitet direkt vermarkten. Die Veredelung macht ihm viel Freude, neue Rezepte zu versuchen und ins Glas und in die Flasche zu bringen ist seine große Leidenschaft. „In den letzten Jahren habe ich viele Versuche gemacht, das Ergebnis sind die Produkte, die wir heute haben. Aber so mancher Versuch ist auch schiefgegangen, ich habe viel wegwerfen müssen, so leid mir das auch getan hat“, erklärt der Direktvermarkter. Auch die Ressourcenschonung ist ihm ein Anliegen, immer schon: Deshalb verzichtet er im Anbau auf synthetische Dünger und  verwendet keine Unkrautfolie. Deshalb muss von Hand gejätet werden, aber das ist es ihm wert. Und wenn es um das Thema Pflanzenschutz geht, erklärt Patrick Nischler pragmatisch: „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig.“ Auf Nummer sicher geht er auch in der Verarbeitung: Eingekocht wird immer nur gerade so viel, wie man in absehbarer Zeit verkaufen kann. Deshalb friert er Früchte ein und verarbeitet kleine Mengen. Für die zuckerreduzierten Aufstriche verwendet er nur Zucker, Apfel­pektin und Zitronensäure, der Fruchtanteil liegt bei 70 Prozent. Ist der Aufstrich erst im Glas, wird alles noch einmal pasteurisiert. Kurz vor dem Verkauf wird etikettiert, natürlich von Hand wie auch alle anderen Arbeitsschritte. Und so soll es auch weiterhin bleiben: „Unsere Produktion soll überschaubar bleiben, damit wir alles allein schaffen“, erklärt Nischler. Denn von Anbau über Ernte und Verarbeitung bis hin zur ­Vermarktung wolle er nichts anderen überlassen.

Patrick Nischler in seinem Element: beim Verarbeiten seiner Produkte.

Renate Anna Rubner

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